Posts Tagged ‘Film’

„Raum und Mensch – Leerstand in Halle“ Diskussionsveranstaltung

November 2, 2007

Das ZfzK ist eingeladen zu einer Podiumsdiskussion während der Eröffnung des ersten Wächterhauses in Halle und der Studentenwerkstatt Triftpunkt e.V..

Thema: „Raum und Mensch – Leerstand in Halle“

Diskussion am 03.11.07 ab 19.30 Uhr

Party ab 21:00 Uhr

Ort: Trifftstraße 19a

www.triftpunkt.de

mit:

Dr. Ulrike Wendland (Leiterin des Landesdenkmalamtes)

Dr. Walter Prigge (Stadtsoziologe Bauhaus Dessau)

Dipl.-Soz. Walter Bartl (Soziologe der MLU)

Jochem Lunebach (Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Stadtplanung der Stadt Halle)

Holger Neumaier (Vorstandsmitglied des Vereins ZfzK – Zentrum für zeitgenössische Kultur e.V.)

wir würden uns über Ihre Beteiligung freuen.

www.zfzk.net

www.uploadyourcity.com

Karsten Stempel – Geschäftsführer Werkleitz Gesellschaft e.V. Halle

Oktober 31, 2007

Du bist der neue Geschäftsführer der Werkleitz Gesellschaft – Zentrum für künstlerische Bildmedien Sachsen-Anhalt. Wer bist du und wie bist du nach Halle gekommen?
Ich setze voraus, dass Du die Frage, wer ich sei, nicht tiefenpsychologisch meinst, das könnte ich Mangels Therapie noch nicht beantworten. Aber in der gewöhnlichen beruflich-biografischen Weise kann ich mitteilen, dass ich mich nach meinem Studium der Film- und Fernsehwissenschaften (eigentlich Medienwissenschaften) bei verschiedenen Festivals qualifiziert habe, wie man so schön schreibt. Zuletzt war ich 4 Jahre lang der Organisationleiter des Internationalen KurzFilmFestivals Hamburg, was dort – jede Stelle gestaltet sich ja anders – mit vielen inhaltlich-programmatischen Aufgaben einhergeht. Die Arbeit war sehr intensiv, der Rahmen aber in mir wichtigen Aspekten beschränkt (zum Beispiel die Fokussierung des Kurzfilms allein). Daher habe ich die Ausschreibung der Werkleitz Gesellschaft in 2006, man suche eine neue Geschäftsführung, gern zum Anlass genommen, mich hierher zu bewerben; im zweiten Anlauf hat das auch geklappt. Man könnte mich einen Arbeitsmigranten nennen.

Hast du dich mittlerweile etwas in Halle eingelebt? Wie empfindest du als Frischzugezogener Halle, die Stadt die sich gerne Kultur- und neuerdings Medienstadt nennt? Wird Halle dem gerecht?
Die Stadt war und ist mir in verschiedenen Aspekten sehr sympathisch, das hat vor allem mit meinem Bedürfnis nach Reduktion, Konzentration und Melancholie zu tun. Das Wohnen im nördlichen Stadtkern (die anderen Teile kenne ich noch viel zu wenig), die Architektur und Atmosphäre gefallen mir. Das hat vor allem damit zu tun, dass Hamburg und vergleichbare Städte in meiner derzeitigen Phase einen zu hohen Aufforderungscharakter haben, ständig meint man etwas zu verpassen oder noch erledigen zu müssen. Das ist kraftraubend und empfand ich am (vorläufigen) Ende als Stress. Halle mag bürgerlich sein, aber das finde ich nicht pejorativ, sondern wirkt vertraut. Die Stadt kann sich auf Teile wie das Paulusviertel, das Mühlwegviertel, die Peißnitz und wie die Orte alle heißen, ganz bestimmt etwas einbilden, also daraus eine Marke machen (wenn sie es denn will und sollte). Natürlich gibt es meinerseits ein Aber, schließlich bin ich hinzugezogen und vergleiche noch mit anderem. Dieses besteht in meiner Kritik an „die Stadt“, noch nicht das rechte Maß aus Understatement und übertriebenem Selbstbewusstsein gefunden zu haben: Teils wird die Graue Diva kleingeredet, vor allem mit Blick auf Leipzig und Berlin. Teils aber will man das Spiel der anderen (der angeblich Großen) mitspielen und übernimmt dann ein Vokabular, das unangemessen ist. Medienstadt, Kulturstadt, Kunststadt, Musikstadt – das will doch mittlerweile jede Kreisstadt sein, immer natürlich „mit Herz“ oder als Tor zu irgendeiner angrenzenden Region. Ein solches Etikett gibt man sich nicht selbst, schon gar nicht per auf dem Reißbrett oder bei Roland Berger erstellten Imagekonzept, sondern das Präfix muss sich eine Stadt durch eine entsprechende (Kultur)Politik erarbeiten – in Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte (hier: auch die des 2. Weltkrieges und der DDR) und unter Einsatz aller Kräfte für die Kulturtätigen. Wenn die Stadt tatsächlich kein Geld hat, so gibt es immer noch andere Hebel, die man für Kultur in Bewegung setzen kann, die der Bürokratie, der Verwaltung, der Öffentlichkeits- oder der Netzwerkarbeit. Und natürlich gilt es – vielleicht das Wichtigste -, den Kulturbegriff so weit zu fassen, dass auch noch die kleinste kreative und aktiven Zelle auf die eine oder andere Art Unterstützung findet oder zumindest keine solche Hürden vorfindet, die zur Aufgabe oder Abwanderung zwingen. Na ja, soviel zu meinem Credo, das abgenutzte Schlagwort der Subkultur als Humus der Kultur(stadt) lasse ich heute mal fasst unerwähnt.

Was siehst du als deine größten Aufgaben in Halle?
Nun, Deine Frage suggeriert, dass ich hier etwas bewegen kann und will, dass ich mich in der Lage befinde, große Aufgaben anzugehen. Trifft das für die Werkleitz Geschäftsführung zu? Dies herauszufinden ist zunächst meine Arbeit, sowohl interne als auch externe Strukturen und Befindlichkeiten auszuloten. Das ist zeitaufwendig und hält mich von Tätigkeiten ab, die ich sonst gewohnt bin zu beackern, aber ich erachte es als sehr wichtig. Im Zuge dieser Sondierung ergeben sich bereits jetzt mir neue Aspekte, Potentiale und Möglichkeiten, die mich optimistisch stimmen und mich motivieren, zusammen mit den KollegInnen den Ruf und das Schaffen der Werkleitz Gesellschaft innerhalb Halles und Sachsen-Anhalts zu stärken. Ich würde gern präsenter in der Stadt sein, dies nicht so sehr aus der Perspektive der Öffentlichkeitsarbeit als vielmehr im Sinne von Netzwerkarbeit, Unterstützung der Subkultur/Talente und Förderung einer kulturellen Aufbruchstimmung. Hier wird soviel kreative Kompetenz „produziert“ – die würde ich gern innerhalb Halles zum Zuge kommen lassen und ihr im Rahmen der Werkleitz-Arbeit eine Tür ins Überregionale und damit zum Überleben zu öffnen.

Was würdest du dir von ufo als Galerie und Kunstraum in Halle erwarten?
Na ja, es klingt vermessen, von UFO etwas zu erwarten, was ich nicht einmal im eigenen Arbeiten erfasst oder gar umgesetzt habe. Insofern kann ich mir nur wünschen, dass UFO meine Ambition der Kultur- und Kunstförderung teilt, natürlich im Rahmen des Möglichen und dessen, was eine Galerie und ein Kunstraum erlauben. Wenn UFO ein rege frequentierter Ort der ungewöhnlichen Kunst würde, wäre ich sehr froh, denn das hieße, dass Du Großes geleistet hättest im Kampf für die von anderen herbeigeredete Kulturstadt Halle.

Was würdest du dir wünschen?
Eine große Frage; wie ist sie nur gemeint? Na, ich bin ja Utopist: Ich wünsche mir, dass die politischen EntscheidungsträgerInnen den Mut und die Bereitschaft finden, sich gegen die Ökonomisierung unseres Lebens – also auch des kulturellen Lebens – abzugrenzen, um auch dem gerecht zu werden, was sich nicht rechnet oder brechnen lässt. Ich freute mich (und hier benutze ich bewusst den conjunctivus irrealis), wenn die Künstlerin, der Arbeitslose oder die sozial Schwachen sich nicht ständig rechtfertigen und unter Druck fühlen müssten, während das Primat der Akkumulation, der wirtschaftlichen Vernunft und des Sachzwangs nahezu uneingeschränkt herrscht.